Tag 15 - das Résumé

Der letzte Tag hatte doch noch mal alles von mir abverlangt. Ersteinmal musste ich aus dem Gebirge absteigen um auf den Weg zu kommen der mich aus der Vidda brachte.
Doch diesen Weg habe ich unterschätzt. Er hat sich Kehre um Kehre gezogen. Nach jedem Berg kam ein neuer Berg und nach jeder Kurve eine neue Kurve. Bald ging mir das Wasser aus und kein Bach weit und breit.
Erst spät, kurz vor der Dunkelheit habe ich die Strasse erreicht.
In dem naheliegenden Hotel habe ich die Minibar geplündert...



Und, werde ich so eine Reise wieder machen?

Auf jeden Fall!
Die ersten 2 Tage dachte ich: Das schaffst du nie! Wenn du hier lebend rauskommst, willst du nie wieder Wildnis sehen.
Dann hat es von Tag zu Tag besser geklappt. Ich habe ein paar mal mein Tragesystem optimiert, dann klappte das Schleppen auch besser.
Die letzten Tage habe ich mir nur gedacht, eigentlich könntest Du noch weiter gehen. Und wäre auch gerne weiter gegangen. Ich hätte noch gekonnt und mein Proviant hätte auch noch für 4 Tage gereicht.
Aber ich hatte keine Zeit.

Es war eine sehr intensive Erfahrung mit der Natur.
Ich habe alles erlebt, 27 Grad und Sonnenbrand, Regen bis in die Stiefel, Sturm, Nebel und Frost.
Ich bin durch Steinwüsten gegangen, über Schnee, durch Sümpfe und durch Wälder.
Ich bin durch Flüsse gegangen und habe Berge bestiegen.
Und genau das würde ich wieder tun.


Gesamtstrecke: 122 km

davon auf Wegen: ca. 60 km

gesamt Gehzeit: 77,5 Std

Höchsttemperatur: 27 Grad

Tiefsttemperatur: 3 Grad

schlimmste Verletzung: aufgeplatzte Lippe

sinnlosestes Equipment: Gabel

sinnvollstes Equipment: Wanderstöcke

Equipmentverlust: 1 krummer Wanderstock, 1 Feuerzeug verloren, 1 Titanhering krumm
(dafür weiss ich jetzt dass man mit Titanheringen Feuer machen kann)

wildestes Tier: Schneehuhn

Mückenendstand: (Tobi-Mücke) 836-25

Lemmingendstand: (tot-lebend) 10-3










Tag 13 - die grosse Ungewissheit

Theoretisch könnte ich heute Abend mit der Tour fertig sein. Den Gletscher ganz umrunden schaffe ich nicht. Dafür fehlt mir die Zeit. Dafür bräuchte ich noch 2 Tage. Proviant habe ich noch für 4 Tage.
Da stellte sich nun die Frage: Was tun?
Ich war schon sehr nah an der Nationalparkgrenze.
Als ich dann heute morgen aus meinem Zelt schaute und auf dem gegenüberliegenden Wanderweg gleich 3 Wanderer auf einmal sah, überkam mich ein leichter Anfall von Klaustrophobie.
Da war die Entscheidung gefallen. Ich nutze die beiden letzten Tage und gehe ohne markierte Wege durchs Gebirge der Nationalparkgrenze entgegen.


Tag 12 - langsam der Zivilisation entgegen

Heute gibt es eigentlich gar nicht so viel zu schreiben.
Es gab keine besonderen Geschehnisse und nichts Aussergewöhnliches.
Einzig an der Vegetation merke ich, dass ich langsam wieder in tiefere Regionen komme.
Die Büsche werden mehr und vereinzelt stehen schon Birken.
Und auch die ersten Blaubeeren gibt es hier.



Tag 11 - in der Hardangervidda

Heute sah das Wetter etwas besser aus. Die Sonne schien und gegen Mittag waren sogar meine letzten Sachen trocken.
Ich beschloss, heute nur die Hälfte der Strecke zu gehen. Dafür wollte ich mein Zelt noch stehen lassen und erstmal an einem Fluss mit mehreren Wasserfällen hoch ins Gebirge gehen und die Landschaft geniessen.
Irgendwann muss mich hier noch mal ein Helikopter hinbringen.
Mich und mein Boot...


Tag 10 - weiter durch die Hardangervidda

Heute sah es nach einem vielversprechenden Tag aus. Die Sonne schien und ich campte in einem wunderschönen Tal mit Flussläufen und einem Wasserfall unter dem ich gebadet habe.
Sollte da die Wettervorhersage nicht sein. Diese sagte ab 11h Regen voraus. Viel Regen.
Ich hatte gerade meine Sachen gepackt, es war 11:10h, der Regen kam. Und es kam viel Regen.
Eigentlich wollte ich weiter durch dieses Tal wandern, doch der Regen zwang mich den Weg Richtung Schutzhütte zu nehmen.
Die Wege waren mitlerweile zu Bächen geworden und die Bäche waren zu Flüssen geworden. Die wenigen Flüsse die ich queren musste, waren so stark angestiegen dass ich Probleme hatte eine geeignete Stelle zu finden.
Ich war mitlerweile komplett durchnässt. Trotz Regenkleidung. Das Wasser lief mir bis in die Schuhe und sammelte sich dort.
Dann endlich die Hütte!
Dort konnte ich mich und meine Sachen etwas trocknen. Am Ofen war es gemütlich. Und die Hüttenwirtin servierte frisch gebackene Brötchen.
Am Abend wurde der Regen etwas weniger. Ich packte meine Sachen und ging noch eine halbe Stunde bis ich einen schönen Platz an einem Fluss fand.



Tag 9 - Mission Hårteigen - FAILED

Das Wetter heute versprach vieles. Es schien die Sonne und es war 20 Grad warm. Die Sicht war fabelhaft. Der perfekte Tag für eine Hårteigen Besteigung.
Der Einstieg zum Berg war eine steile Geröllscharte, etwa 200m hoch.
Aber im oberen Teil sollen Sicherungsseile vorhanden sein. So hab ich gelesen...

Die Scharte war noch relativ gut machbar. Im oberen Teil musste dann eine glitschige Felswand bestiegen werden. Hier waren Gott sei Dank Seile angebracht. Nicht nur ein Seil, sondern etwa 10 Seile hingen die Felswand herunter.
Das war erstmal vertrauenswürdig.
Beim Hinaufklettern hörte jedoch ein Seil nach dem anderen auf. Bis nach oben reichte nur ein Seil. Und das war ausgerechnet ein morsch wirkendes Fischerseil das auch noch an einem einfachen Pflock im Fels verankert war. Gruselig...
Ab hier, dachte ich, beginnt der einfachere Teil.
Aber etwa 50m vor dem Gipfel musste ich aufgeben. Die Felsplatten erschienen mir einfach zu glitschig und rechts von mir ging es 200m steil nach unten.
Aber man munkelt hier von Leuten, die auch das geschafft haben sollen...





Tag 8 - ganz tief in der Hardangervidda

Gegen Morgen lässt der Sturm etwas nach. Dafür gesellt sich seit der Nacht Regen dazu. Das Wetter ist wirklich sehr ungemütlich.
Lange überlege ich, ob ich diesen Tag eine Pause einlegen soll.
Als am Nachmittag der Sturm wieder heftiger wird, beschliesse ich doch aufzubrechen.
Ich laufe los und versuche den markierten Weg zum Hårteigen zu finden. Das sollte gar nicht so einfach sein. Es regnet sehr stark ohne Pause, es stürmt und es ist nebelig dazu. Oder sind das schon die Wolken? Immerhin gehe ich auf etwa 1400m.o.h.
Ich kann teilweise nur 50m weit sehen.
Ich muss mehrere Flüsse passieren die durch den Regen stark angeschwollen sind. Teilweise muss ich weit laufen um eine geeignete Stelle zu finden.
Dann sehe ich plötzlich den Hårteigen kurz durch die Wolken aufblitzen. Jetzt finde ich den Weg auch wieder. Ich muss mich noch über einige Schneefelder kämpfen, dann stehe ich am Fuss des Hårteigen.
Hinter einem Felsvorsprung finde ich ein windgeschütztes Plätzchen für heute Nacht.
Morgen soll das Wetter etwas besser werden, da werde ich versuchen den Hårteigen zu besteigen.

Allerdings bekommt mir hier das Wasser aus dem naheliegenden See nicht so gut. Ich muss die nächste Flasche chloren.
Lecker, Schwimmbadwasser...


Tag 7 - tief in der Hardangervidda

Heute bin ich weiter ins Gebirge vorgedrungen. Es ist teilweise schon sehr anstrengend zu navigieren weil viele Berge doch recht ähnlich aussehen.
Heute suche ich mir ein Platz an einem See etwa 3km unterhalb des Hårteigen.
Gegen Abend kommt Sturm auf. Und er scheint gedreht zu haben. Der Sturm peitscht jetzt mit voller Wucht gegen die Seite meines Zeltes.
Ich muss zusätzliche Leinen befestigen.
An insgesamt 14 Leinen spanne ich mein Zelt ab.
Hoffentlich hält es die Nacht durch...


So macht man sich eine Internetverbindung in der Wildnis.





Tag 6 - in der Hardangervidda

Durch meine Strapazen gestern bin ich heute etwas später losgegangen.
Doch wie sagt man so schön, auf einen schlechten Tag folgt auch wieder ein guter Tag.
Und dieser sollte einer werden.
Nachts hat der Sturm nachgelassen und gegen Mittag hörte auch der Regen auf.
Ich bin heute durch einige wunderschöne Täler und an schönen Wildbächen entlang gelaufen.
Mein heutiges Ziel ist das Gebirge oberhalb von Litlos.
Litlos ist eine bewirtschaftete Touristenhütte in der Mitte der Vidda.
Dort gibt es sogar Strom und warmes Wasser.
Hier werde ich eine ausgiebige Pause einlegen. Ich gönne mir eine warme Dusche und kaufe mir 3 Coke.
Zwei trinke ich sofort und eine nehme ich mit für das Abendessen.
Ich glaub, ich hab noch nie eine Coke so genossen.
Wobei ich auch anmerken muss, nicht jeder Bach hier schmeckt gleich. Da gibt es durchaus Unterschiede.

Nach meiner Pause gehe ich noch ein Stück weiter und schlage dann mein Zelt an einem Fluss auf.
Hier lasse ich den Tag mit Chili Nudeln, einer Coke und zum Abschluss einem Becher Scotch ausklingen.
Einzig die Mücken nerven hier. Aber da ist der heutige Zwischenstand 74:5 für mich...


Tag 5 - in der Hardangervidda

Heute war kein sehr guter Tag.
Ich musste heute ins Hochgebirge aufsteigen. Die Lanschaft dort war karg und trostlos. Ich ging fast ausschliesslich über blanken Fels und Schneefelder.
Zu dem stürmte es den ganzen Tag und ab der Hälfte der Strecke fing es an zu regnen.
Zwei mal habe ich die Orientierung verloren. In einer engen, scheegefüllten Scharte habe ich mir ein Loch in einen meiner Trockenbeutel gerissen.

Doch plötzlich sehe ich ihn!
Von einer Bergkuppe kann ich zum ersten mal den Hårteigen sehen.
Majestätisch und bedrohlich erhebt er sich zwischen den Regenwolken empor.
Am Abend baute ich mein Zelt an einem kleinen Bach auf.
Es stürmte und regnete immer noch. Jetzt kann mein Zelt zeigen das es seinen Namen zu recht trägt.
Zu allem Überfluss fällt mir beim Abwasch auch noch mein Löffel in den Bach.
Mir bleibt keine andere Wahl, ich muss einen Damm bauen und den Bach umleiten...


Tag 4 - in der Hardangervidda

Heute bin ich mal wieder auf einen Berg geklettert. Und siehe da, die norwegische Netzkarte hat Recht.

Auf dem Bild ist der Weg zu sehen den ich heute zurückgelegt habe.
Na ja, zumindest zu erahnen ist er.
Heute gehe ich viel auf nicht markierten Wegen.
Einen Umweg musste ich allerdings machen da ich einen Fluss nicht queren konnte und somit den Weg über die Sommerbrücke gehen musste.
Ach hätt ich doch jetzt mein Boot dabei...




10 Sterne Aussicht aus meinem Schlafzimmer!



Tag 3 - in der Hardangervidda

Heute bin ich ein gutes Stück voran gekommen. Das Gelände wird jetzt etwas flacher.
Das Wetter ist immer noch ungewöhnlich schön für eine Gebirgslandschaft in der teilweise arktisches Klima herrscht.
27 Grad zeigt das Thermometer heute!
Ich gehe immer noch grösstenteils auf den markierten Wegen. Auch wenn die Markierungen nicht immer einfach zu erkennen sind.
Aber es ist schon schön, hin und wieder Leute zu treffen und ein bischen zu quatschen. Heute waren es zwei.
Am Abend suche ich mir ein schönes Plätzchen an einem klaren Gebirgssee und es gibt Spaghetti Bolognese und zum Nachtisch Vanillepudding.